Macht und Ohnmacht des Geldes
„Geld regiert die Welt“ – oder doch nicht?
Über die Rolle des Geldes in der Gesellschaft, über die Zukunft des Geldes und über seine Macht sprachen die Referenten bei der 19. Ausgabe der Wirtschaftstage der Wirtschaftsjunioren im Kreis Dingolfing-Landau.
Rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben die Wirtschaftstage auch dieses Jahr wieder ins Bildungszentrum des BMW Werks Dingolfing gelockt. Als Hausherr brachte Johann Wolf, Mitglied des Werkleitungskreises, gleich zu Beginn seine Meinung zum Motto der Veranstaltung auf den Punkt: „Ich bin der Überzeugung, dass die Welt von Morgen nicht von Geld regiert, sondern von Ideen gestaltet wird.“ Er schlug einen Bogen auf die Innovation in der Automobilindustrie, für die das Geld stets nur ein Vehikel sei. Erwin Huber, traditionell der Schirmherr der Wirtschaftstage, griff das auf. Für ihn ist Innovation die große Stärke des Mittelstands – und gleichzeitig seine Überlebensgarantie: „Wer anhält, wir in einem Jahr weg vom Fenster sein“, warnte der Landtagsabgeordnete und Staatsminister a. D. Problematisch sieht er daher, dass gerade in Deutschland Neuerungen und Innovationen oftmals mit Skepsis begegnet werde.
Dies war auch ein Punkt, den der selbst ernannte „Investment Punk“ Gerald Hörhan kritisierte, einer der beiden Hauptredner am ersten Veranstaltungstag. In Lederjacke mit Nieten und zerrissenen Jeans trat er vor das Publikum der Wirtschaftstage und schärfte das Bewusstsein dafür, wie sehr Themen wie Big Data, Social Media, Kryptowährungen oder eine sich abzeichnende Immobilienblase Wirtschaft wie Gesellschaft verändern. „In Krisenzeiten muss man aus allen Rohren schießen und investieren, denn dann ist alles billig“, lautete eine seiner Botschaften. Dass er diese mit einer gehörigen Portion Provokation vorbrachte, gefiel nicht allen Zuhörern – stellenweise hatte der „Investment Punk“ den Bogen wohl überspannt.
Eröffnet wurden die Hauptvorträge am Freitagabend aber von Walter Strohmaier, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Niederbayern-Mitte und seit diesem Jahr Bundesobmann aller deutschen Sparkassen. Er gab tiefe Einblicke in das Geschäft und die Zahlen der Sparkasse Niederbayern-Mitte, erweiterte aber gleichzeitig den Fokus auf die Regionalbanken allgemein. Auch in Zeiten von niedrigen Zinsen und Unsicherheit im Euroraum seien diese Kreditinstitute der Garant für einen erfolgreichen Mittelstand, betonte Strohmaier. Daher hätten die Regionalbanken aus seiner Sicht eine Zukunft, auch mit Blick auf die Filialstruktur vor Ort – allerdings nur da, wo Infrastruktur vorhanden sei und das öffentliche Leben sich abspiele.
Der zweite Veranstaltungstag setzte dem gegenüber noch einmal neue Akzente. Der Extrem-Kletterer Stefan Glowacz beeindruckte nicht nur mit spektakulären Bildern und packenden Berichten zu seinen Expeditionen, sondern leitete daraus auch Botschaften für den Erfolg im Unternehmen ab: „Ohne Freude, Überzeugung und Leidenschaft wird man sein Ziel nicht erreichen.“ Und: „Oftmals ist der Plan B wesentlich erfolgreicher als das Beharren auf Plan A.“ Auch der letzte Referent der Wirtschaftstage sprach den Zuhörern ins Gewissen, der Publizist und Hauptstadt-Journalist Wolfram Weimer: „Die Wirtschaft unterschätzt die Macht des Bildes“, schärfte er den Unternehmern ein. Mit zahlreichen, teilweise amüsanten, teilweise fast erschreckenden Beispielen belegte er, wie sich die politische Kultur in Richtung Showbusiness verändere.